Preisverleihung im Erich-Schott-Kommunikationszentrum
Thomas Haag und Christian Struck erhalten den 6. Mainzer Journalistenpreis

Mainz. Den von der Stiftung Presseclub Mainz vergebenen 6. Mainzer Journalistenpreis teilen sich Thomas Haag von der Allgemeinen Zeitung, Mainz, und Christian Struck vom Wiesbadener Kurier. Die von dem Mainzer Publizistikwissenschaftler Professor Dr. Gregor Daschmann moderierte Jury, die sich aus namhaften Journalistinnen und Journalisten zusammensetzt, die in der Region tätig sind, entschied sich erstmals dazu, den mit 5.000 Euro dotierten Preis zu teilen. „Beide Beiträge sind absolut herausragend in Recherche, Stil, Wirkung und Nachhaltigkeit, den Kriterien des Mainzer Journalistenpreises, befassen sich aber mit völlig unterschiedlichen Themenbereichen”, sagte Daschmann anlässlich der Preisverleihung im Konferenzzentrum der Schott AG in Mainz. Der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling betonte in seiner Rede, dass der Mainzer Journalistenpreis als angesehener und vielbeachteter Preis ein Ausrufezeichen hinter die Bedeutung und Qualität des lokalen und regionalen Journalismus setze.

Thomas Haag, Leiter der Bad Kreuznacher Redaktion der Allgemeinen Zeitung, berichtete über „das System Landesgartenschau” und zeigte auf, wie sich bei den rheinland-pfälzischen Landesgartenschauen über die Jahre eine Verflechtung der auftragsvergebenden Organisatoren mit ausführenden Firmen des Garten- und Landschaftsbaus entwickelt hatte. So war der Aufsichtsratschef der Projektgesellschaft auch Inhaber eines Landschaftsbauunternehmens, das Aufträge für Landesgartenschauen erhielt. Insgesamt wurden im System Landesgartenschau zweistellige Millionensummen aus Steuermitteln bewegt.

Christian Struck, Volontär beim Wiesbadener Kurier, veranlasste eine dürre Polizeimeldung von einem toten Obdachlosen zum Einstieg in eine gründliche Recherche. Heraus kam die bewegende Geschichte „Ein Leben weggeworfen”, die einem obdachlosen Mann aus Polen, der in einer kalten Nacht im Januar 2013 in einer Großraum-Mülltonne nahe dem Platz der deutschen Einheit an Herzversagen gestorben war, ein Stück seiner Würde zurückgab.

„Thomas Haag und Christian Struck haben mit den Artikeln, die jetzt mit dem Mainzer Journalistenpreis ausgezeichnet wurden, die öffentliche Aufgabe der Presse in beispielhafter Weise wahrgenommen”, sagte der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Presseclub Mainz, Andreas Kroemer. Der Vorsitzende des Presseclubs Mainz, Michael Schirp, stellte fest: „Auf solche Beiträge haben wir gehofft, als wir die Stiftung gründeten.” Schirp betonte, dass beide Preisträger wie auch die Vielzahl der eingereichten Beiträge belegen, dass Qualitätsjournalismus keine Frage regionaler oder bundesweiter Verbreitung sei. Als besten Fernsehbeitrag wertete die Jury den Bericht der ZDF-Journalistin Ulrike Eichin über die Arbeit des Mainzer Obdachlosenarztes Professor Dr. Gerhard Trabert. Eichin hatte bereits 2007 den Mainzer Journalistenpreis erhalten. In einem Redebeitrag unterstrich Trabert die Bedeutung einer unvoreingenommenen Berichterstattung über das Leben Obdachloser für einen fairen Umgang mit Menschen ohne festen Wohnsitz.

Zudem ehrte die Stiftung Presseclub Mainz ein Reportageteam des Magazins Report Mainz vom SWR Mainz für Entschlossenheit und Kaltblütigkeit in einer schwierigen Situation. Das Team hatte an einem Beitrag über junge Islamisten aus Offenbach gearbeitet, die am Bürgerkrieg in Syrien teilnehmen. Beim Warten auf ein Interview mit dem Imam einer Offenbacher Moschee wurden Journalisten und Kameraleute von jungen Männern in für die Salafistenszene typischer Bekleidung tätlich angegriffen und zum Teil erheblich verletzt. Dennoch arbeitete das Reportageteam weiter, führte das Interview wie geplant und stellte seinen Fernsehbeitrag termingerecht fertig.

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